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Der Kredit auf dem Weg zum Minuszins

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Seit einiger Zeit ist der Leitzins in Europa auf einem beständigen Tief. Inzwischen ist es sogar dazu gekommen, dass die EZB den Zinssatz für Banken auf null abgesenkt hat. Für private Kunden bedeutet das: Geld leihen lohnt sich, Geld sparen nicht.

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Sparen und Anlegen lohnt kaum noch

Je nachdem, welche Bedingungen die Banken selbst bei der EZB geboten bekommen, wandeln sich auch die Konditionen für private Anleger. Schon seit längerem bekommen Verbraucher die Auswirkungen der ungewöhnlichen Lage zu spüren: Seit der Finanzkrise im Jahr 2010 fallen die Zinsen für Endkunden geradezu ins Bodenlose. So sind zum Beispiel schon seit einiger Zeit die einst lohnenswerten Renditen von Fest- und Tagesgeldkonten passé. Derzeit lässt sich mit herkömmlichen Methoden kaum noch etwas aus einer Geldanlage machen. Die in Deutschland sonst so beliebten, sicheren Sparprodukte konnten in den vergangenen Jahren in vielen Fällen nicht einmal mehr den Wertverlust durch Inflation ausgleichen. Zwar gibt es noch vereinzelt Banken, die für Tagesgeld über 1 Prozent Zinsen bieten, doch im Schnitt sind es derzeit eher um die 0,3 Prozent.

Anfang März setzte die Europäische Zentralbank nun den Leitzins von ohnehin schon niedrigen 0,05 Prozent auf 0,0 Prozent herab. Banken können sich nun also zinsfrei Geld bei der EZB leihen. Der Zins für Einlagen hingegen wuchs von – 0,3 auf – 0,4 Prozent, sodass Banken für ihre Guthaben nun noch mehr Strafzinsen bezahlen als zuvor. Welche Folgen hat das nun für Verbraucher? Die gängigen Sparprodukte werden aller Wahrscheinlichkeit nach weiterhin auf ihrem niedrigen Niveau bleiben.

Schon jetzt gibt es außerdem immer weniger Banken, die ein kostenloses Girokonto anbieten können. In der Schweiz gibt es darüber hinaus bereits die erste Bank, die negative Zinsen auf einfache Girokonten anwendet — sprich der Kunde bezahlt zusätzlich zu seinen Kontoführungsgebühren dafür, dass sein Geld auf dem Konto liegt. Damit werden die negativen Zinsen weitergeleitet, die schweizerische Banken ihrerseits für Einlagen bezahlen. Noch droht privaten Sparern dieser Schritt nicht, doch ausgeschlossen ist die Entwicklung keineswegs: Einige Großkunden in Deutschland waren bereits betroffen.

Geld leihen wird günstiger

Die andere, erfreulichere Seite der Medaille ist, dass das Leihen von Geld günstiger wird. Schon jetzt profitieren Verbraucher von den ungewöhnlich tiefen Preisen: Wo man noch vor einigen Jahren 4 oder 5 Prozent Zinsen für einen Ratenkredit bezahlen musste, sind es heute oft sogar unter einem Prozent. Im geschäftlichen Bereich führte die Geldpolitik der EZB zu noch erstaunlicheren Entwicklungen. Hier kam es tatsächlich schon vor, dass Kredite mit negativen Zinsen vergeben wurden. Das bedeutet vereinfacht gesagt, dass die Schuldner fürs Geldleihen bezahlt wurden.

Für private Kunden wird es solche Angebote aber wohl nicht geben, wenn es nach den Banken geht. Die Strategie der EZB jedenfalls sieht vor, dass die niedrigen Kreditzinsen Unternehmen zu neuen Investitionen ermutigen sollen, was auf lange Sicht die Wirtschaft ankurbeln und einen Ausweg aus der Finanzkrise schaffen könnte. Dennoch werden sich Konsumkredite für Verbraucher weiterhin auf einem günstigen Niveau bewegen — Banken bezahlen derzeit immerhin keinen Cent dafür, sich bei der EZB zu refinanzieren. Auch Baukredite bleiben vorerst stabil und könnten in der nächsten Zeit noch günstiger werden.

Foto: janeb13@pixabay.de


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